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Beitrag vom 22.01.2004
Kleinwaffen - eine weltweite Bedrohung
Gaby Miericke-Rubbert
9 von 10 Kriegsopfern sterben durch Kleinwaffen. Diese werden in Krisengebieten oft von Kinderhänden bedient. Eine Ausstellung von UNICEF und BICC noch zu sehen bis zum 3.02.2004 im Paul-Löbe-Haus
Diese Ausstellung präsentiert in Fotos, Dokumenten und Kinderzeichnungen bekannte und neue Fakten und Schockierendes über das Geschäft mit Kleinwaffen, Krisen und Kriegen.
Der Teufelskreis muss durchbrochen werden. Die Industrienationen, aber auch Hersteller in Entwicklungsländern machen Profite mit Waffenlieferungen an Kriegsgebiete und Krisenregionen, um später am Wiederaufbau, an Demobilisierungsprogrammen, an psychosozialer Versorgung und Hilfsprojekten aller Art beteiligt zu sein.
Dass Erwachsene sich überall auf der Welt bekriegen ist entsetzlich genug, aber warum müssen mehr als 300.000 Kinder in über 30 Ländern in das mörderische Geschäft mithineingezogen werden? Auf diversen Aufnahmen sehen wir ernste Kindergesichter mit geschulterten Waffen, ihre Kinderzeichnungen zeugen von gruseligen Militärerfahrungen, die sie nur mit Hilfe verarbeiten können. Nicht Lesen und Schreiben steht auf dem Stundenplan, sondern Kämpfen und Töten.
Bereits 1998 beschlossen die Vereinten Nationen ein Mindestalter für Angehörige von Friedenstruppen von 25 Jahren. Der Kampfeinsatz und die Zwangsrekrutierung von Kindern unter 18 Jahren im Krieg wurde von der UN-Kinderrechtskonvention im Februar 2002 verboten. Das Mindestalter für die Aufnahme von Freiwilligen in nationale Armeen ist auf 16 Jahre festgelegt. Auch Deutschland (!) und andere Industriestaaten nehmen noch immer minderjährige Freiwillige in ihre Armeen auf. Hingegen fordert UNICEF von allen Staaten, die 18-Jahre-Grenze anzuerkennen und generell keine Minderjährigen zu rekrutieren.
Mit dieser Ausstellung machen die VeranstalterInnen darauf aufmerksam, dass gerade Kinder in Guerillakriegen oder bei innerstaatlichen Konflikten in Entwicklungsländern "ideale" Soldaten sind. Sie stellen keine Fragen, lassen sich leicht einschüchtern und führen. Und sie kämpfen ohne Sold. Die Armee wird für viele zur Ersatzfamilie, es gibt Kleidung und zwei Mahlzeiten am Tag, häufig für Eltern existentieller Grund genug, um ihre Kinder der Rebellenarmee zu übergeben.
Das Bedienen von Kleinwaffen ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht, für mehr als 2 Millionen Kinder fand in den 90-er Jahren dieses mörderische "Spiel" ein tödliches Ende. Überlebende Kindersoldaten sind immer von Krieg und Gewalt traumatisiert, zukunfts- und oft heimatlos.
"Schulen statt Bomben" der friedensbewegte Slogan der 80-er Jahre ist mal wieder brandaktuell. Unter dem Motto "Waffen einsammeln, Entwicklung ermöglichen" unterstützen die Vereinten Nationen und andere Organisationen die Ablieferung von Waffen durch die Zivilbevölkerung. Im Gegenzug dazu erhielten viele Dörfer in Albanien zum Beispiel Ende der 90-er Jahre Schulen, Krankenhäuser und Telefonanschluss.
Die Ausstellung im Deutschen Bundestag könnte für den Sozialkundeunterricht ein guter Einstieg in die Thematik sein. Aber auch für alle friedensbewegten Menschen ein schockierender Denkanstoß in die richtige Richtung. Aber bitte nur mit Personalausweis!
"Frieden schaffen ohne Waffen" - eine Utopie, die Realität werden muss!
Noch zu sehen bis 3. Februar 2004
Wann: Mo 8-16 Uhr, Di bis Do 8-17 Uhr, Fr 8-14 Uhr
Wo: Paul-Löbe-Haus, Westfoyer
Deutscher Bundestag
Konrad-Adenauer-Str.1
Berlin-Mitte
weitere Infos unter: Tel: 030 - 227 32 143
Informationen zu den Organisationen im Netz unter:
www.unicef.de